Einsatz von Geoinformationen

Einsatz von Geoinformationen für kleine Kommunen durch Öffentlich bestellte Vermessungsingenieure

Der Deutsche Städtetag (DST) hat im Jahr 2015 ein Positionspapier mit dem Titel: „Einsatz von Geoinformationen in den Städten“ verabschiedet.

Ich verweise hier auf die Artikel, von Udo Stichling, Harald Lwowski und Carsten Kamp, im letzten Forum zu eben diesem Thema und möchte somit hier Wiederholungen vermeiden.

In diesem Papier sind Gute-Praxis-Beispiele aufgelistet, welche ich im Folgenden bestätigen und ergänzen möchte.

Zunächst fällt auf, dass die Beispiele größtenteils von Vermessungsbehörden für größere Städte erstellt wurden, bzw. dass diese maßgeblich beteiligt waren. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Geobasisdaten bei eben diesen Behörden geführt werden, und der Umgang mit Geodaten ein gewisses Know-how erfordert.

Der Umgang mit Geodaten, insbesondere der Geobasisdaten, ist für die Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure Tagesgeschäft. Sowohl für Katastervermessungen als auch für Technische Vermessungen können die Geobasisdaten in der Regel über geschützte Auskunft- und Transferschnittstellen direkt von den jeweiligen Daten-Servern der Kommunen oder Länder abgerufen werden. Die Kosten sind unterschiedlich, aber vertretbar.

Der flächendeckende Abruf von Geobasisdaten ist jedoch nicht so einfach. Arbeitet man für Kommunen, so erhält man, je nach Vereinbarung zwischen den Kommunen und der Katasterführenden Stelle, einen flächendeckenden Zweitkatasterauszug.

Möchte man für einen Privaten Auftraggeber arbeiten, so wird es schon schwieriger.

Aktuell bearbeite ich mehrere Aufträge von Weingütern, die an einer Zusammenstellung all ihrer Grundstücke interessiert sind, welche dann mit weiteren Informationen angereichert werden sollen, um somit eine transparente und übersichtliche, gleichzeitig aber auch wirtschaftliche Bewirtschaftung Ihres Grundbesitzes zu ermöglichen.

Beste Grundlage für ein solches Bewirtschaftungskataster sind die Geobasisinformationen. Das Problem ist jedoch die Zerstreutheit der Grundstücke. So liegen z.B. bei einem noch relativ kleinen Weingut ca. 120 Grundstücke mit verschiedenen Eigentümerangaben in drei Gemarkungen.

Zur Bearbeitung von Geoinformationen habe ich mich für das Programm ArcGIS for Desktop von der Firma Environmental Systems Research Institiute (ESRI Inc.) entschieden.

Mit diesem Programm können die oben genannten Bedingungen, als Filter gesetzt, und die zu dem Auftrag passenden Geobasisinformationen relativ einfach extrahiert werden. Dies setzt jedoch voraus, dass man über alle Geobasisinformationen in Form einer NAS-Schnittstelle verfügt.

Dieser Weg wird nicht von allen Katasterführenden Stellen beschritten. Einige Vermessungs- und Katasterverwaltungen verlangen die Vorlage von Excel-Listen der Flurstücke oder Bestandsnummern oder Grundbuchblattnummern, und liefern dann die gewünschte NAS-Schnittstelle.

Das bedeutet, dass man diese Informationen mühsam über die Auskunft- und Transferschnittstellen eruieren muss. Mittlerweile ist z.B. in Rheinland-Pfalz zwar die Suche über die Gemarkungsgrenzen hinaus, in einem Amtsbezirk, jedoch nur nach einem Suchkriterium möglich.

Der Zeitaufwand ist somit deutlich höher als mit ArcGIS.

Ein zweites Problem sind die Kosten. Die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder (AdV) schlägt in ihrer Gebührenempfehlung 3,80 Euro pro Flurstück vor. Rheinland-Pfalz hat aktuell einen Preis von 1,80 Euro pro Flurstück festgesetzt.

Verfügt man über ein entsprechendes Programm und das nötige Know-how sowie über die benötigten Geobasisinformationen, so kann man diese als Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur sowohl für kleine Kommunen als auch für private Auftraggeber zusammenstellen und veredeln.

Unabhängig von den weiteren Ausführungen möchte ich klarstellen, dass die Amtliche Katasterauskunft, sowie die Erteilung von Auszügen aus dem Liegenschaftskataster (Explizit im Positionspapier des DST als Gute-Praxis-Beispiel der Stadt Bielefeld ausgewiesen), flächendeckend bei fast allen Öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren praktiziert wird.

Beispiele für den Einsatz von Geoinformationen in kleinen Kommunen:

 Städtischer Grundbesitz

Für die Stadt Zell an der Mosel wurde ein Geoinformationssystem mit allen städtischen Grundstücken angelegt. Diese wurden nach vorgegebenen Kriterien geordnet und können nun weiter ergänzt und veredelt werden.

Zunächst sind die Erfassung aller Bäume und die Einrichtung eines Baumkatasters vorgesehen, siehe Abbildungen 1-1, 1-2 und 1-3. Die vom ÖBVI erfasste Information, „Koordinate“ der Bäume, kann durch den Collector, eine von ESRI entwickelte und kostenfreie App, von städtischen Mitarbeitern vor Ort um die Beschreibung ergänzt werden.

Abbildung 1-1
Abbildung 1-1
Abbildung 1-2
Abbildung 1-2
Abbildung 1-3
Abbildung 1-3

Der Nachweis der Standsicherheit der städtischen Bäume ist im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht von jeder Kommune, ob klein oder groß zu erbringen.

 

Im Weiteren sind ein Friedhofskataster, ein Grünflächenkataster und ein Straßenzustandskataster gefragt.

Der Vorteil für die Kommune besteht darin, dass die Geodaten durch die Arbeitsteilung wirtschaftlich erfasst und mit hoher Qualität transparent und übersichtlich sowohl am Bürorechner, als auch vor Ort auf einem Handy dargestellt werden können.

Lokalportale

In den bekannten großen Immobilienportalen findet man in der Regel keine Bauplätze in kleinen Kommunen, erst recht nicht landwirtschaftliche Grundstücke. Aus diesem Grund habe ich ein Lokalportal Eifel-Mosel-Hunsrück eingerichtet, in dem Bauplätze von Kommunen, aber auch von privaten Eigentümern eingestellt werden können. Darüber hinaus werden auch landwirtschaftliche Grundstücke, wie z.B. Weinberge, eingestellt, siehe Abbildungen 2-1 und 2-2.

Abbildung 2-1
Abbildung 2-1
Abbildung 2-2
Abbildung 2-2

Diese Portale können selbstverständlich für jede Kommune oder jeden privaten Auftraggeber individuell erstellt und in die jeweilige Umgebung eingebettet werden.

Der Vorteil für die Kommunen und privaten Eigentümer besteht darin, dass die Bauplätze zu geringen Kosten „ins Netz“ gestellt werden und somit auf dem Markt angeboten werden.

Bewirtschaftungskataster
Private Auftraggeber wie z.B. Weingüter sind an einem Bewirtschaftungskataster interessiert, in dem alle Grundstücke mit ihren Geobasisinformationen nachgewiesen werden und in dem die Traubensorten, Qualitäten, Jahr der Pflanzung, Erziehungsart, Steillage, Erträge, Dünger etc., anstehende Arbeiten und deren Terminierung erfasst werden können. Die Daten sind übersichtlich Indoor und Outdoor verfügbar und können ohne Mehrarbeit direkt aktualisiert werden.

Fazit: Bevor sich Gewinn einstellt bedarf es Investitionen in Software und Schulung. ArcGIS for Desktop ist für die Bearbeitung von Geoinformationen gut geeignet, da es über sehr gute Werkzeuge verfügt und man die Anwendung relativ schnell erlernt.

Bei der Beschaffung der Geobasisdaten sind die Mitarbeiter der Landesämter für Vermessung und Geobasisinformationen, wie bei uns in Rheinland-Pfalz üblich, sicherlich gerne behilflich.

Die Arbeitsteilung mit den kleinen Kommunen und den privaten Kunden kann derart erfolgen, dass der ÖBVI die Administration, d.h. die Bereitstellung der Geobasisdaten, die Koordinierung der nötigen Punkte und die Übernahme bereits existenter Daten in das System übernimmt, und der Kunde die Daten mit dem Collector oder über Excel-Dateien, welche leicht einzulesen sind, ergänzt.

Öffentliche Anwendungen  wurden bereits realisiert. Passwortgeschützte Nutzer- und Rollenkonzepte sind verfügbar und werden zur Zeit eingeführt.

Der Einsatz von Geoinformationen auch in kleinen Kommunen wird kommen weil er wirtschaftlich ist. Da Öffentlich bestellte Vermessungsingenieure wirtschaftlich Arbeiten sind Sie als Partner für die Kommunen prädestiniert.

 Hans Ulrich Esch